Seminar mit Renate Schubert
11. Sept. 2010 - Gruppe B: Von der Traditionellen zur Realistischen Landschaft
12. Sept. 2010 - Gruppe A: Rimpa
1. Tag - Gruppe B
Nach der Sommerpause trug das erste Seminar den Titel „Von der Traditionellen zur Realistischen Landschaft". Alle 12 Teilnehmerinnen waren gespannt und freuten sich auf die Arbeit. Nachdem uns Hannelore Krause in ihrer herzlichen Art begrüßt und uns Renate Schubert (First Term Master) vorgestellt hatte, mußte zuerst für die Traditionelle Landschaft zum Abdecken des Bodens Bärlapp gebündelt werden. Wir erfuhren, daß die Büschel nicht höher als der Schalenrand sein dürfen, aber in der Schale in der Höhe variieren und zum Schluß die Büschelspitzen mit der Schere leicht begradigt werden sollten, um ein harmonisches Ergebnis zu erhalten.
Dann berichtete Frau Schubert über die zuerst Traditionelle, dann Realistische Landschaft. Wir erfuhren, daß Unshin Ohara, der 1. Headmaster, die Idee hatte, die Natur mit Wasser und Land im Ikebana darzustellen. Dies wurde vom 2. Headmaster, Koun Ohara, weiterentwickelt. Diese alten Theorien und Überlegungen haben bis heute ihre Gültigkeit. Der aktuelle Lehrplan umfaßt 47 Traditionelle Landschaften, wobei 44 der Jahreszeit entsprechend und 3 zu jeder Jahreszeit gestaltet werden können: Nahsicht, Mittelsicht und Fernsicht. Nun wurde das Entstehen der Traditionellen Landschaft demonstriert. Ein Busch/Baum entstand mit 5 Zweigen (Shu, Fuku und 3 Füllern). Die Objekt-Gruppe mit Blumen (wir konnten zwischen Aster und Enzian wählen) wurde auf der anderen Seite der Schale dargestellt und wenige kleine Blumen der Busch/Baum-Seite zugeordnet, beide Gruppen dann mit Bodendecker so verbunden, daß bei der Herbst-Darstellung etwa die Hälfte als Wasserfläche verblieb. Natürlich wurde an die jeweiligen Längen und Winkel erinnert und daß im gedachten Dreieck zu arbeiten ist.
Jede von uns fing begeistert an, sich zuerst einmal für passendes Material zu entscheiden, organisiert und uns zur Verfügung gestellt von Renate Schubert, Hannelore und Enno Krause. Danke, danke. Frau Schubert als Leiterin unterstützte von Anfang an jede Teilnehmerin, gab wertvolle Tipps und korrigierte, wenn nötig. Am Ende waren alle mit ihren Ergebnissen zufrieden. Jetzt war Pause, gemeinsame Mittagspause.
Am Nachmittag entstanden die Realistischen Landschaften. Zuerst wieder eine Demonstration. Form und Material konnten frei gewählt werden, natürlich wie immer der Jahreszeit entsprechend. Aufrechter, geneigter oder wasserreflektierender Stil können die Basis sein. Das Arrangement muß in der Anordnung Höhen und Tiefen zeigen und natürlich wirken. Material ist stets in Gruppen anzuordnen. Nachdem das passende Material gefunden war (Zweige, Blätter, Blumen), entstanden dann erneut unter Aufsicht von Renate Schubert schöne und sehr verschiedene Arrangements. Zum Abschluß erfolgte nochmal eine gemeinsame Begutachtung der einzelnen Anordnungen. Alle nahmen wertvolle Erfahrungen mit, hatten das Ikebana-Wohlgefühl im Herzen und Vorfreude auf den nächsten Workshop. Verabschiedung und großes Danke an Leitung und Organisation.
Hertha Dierks
2. Tag - Gruppe A
An einem ungemütlichen, regnerischen Sonntag machten wir uns voller Freude auf den Weg nach Leer zum Ikebana-Seminar der Ohara-Studiogruppe-Nordwestdeutschland. Renate Schubert begrüßte 12 Teilnehmerinnen zum Rimpa-Seminar. Schönes Blumenmaterial, ausgelegte Rimpa-Bücher und beispielhafte Arrangements an der Tafel stimmten uns ein.
Nach einer allgemeinen Einführung in die Geschichte der japanischen Malerei wurden die Rimpa-Mal-Schule und ihre Künstler vorgestellt.
Das Rimpa-Arrangement der Ohara-Schule führte Houn Ohara im Jahre 1960 in den Lehrplan ein. Die Arrangements beruhen auf den dekorativen Malereien der Rimpa-Schule. Diese außergewöhnliche Malschule entwickelte sich in Japan zwischen dem Ende der Momoyama-Periode (1573 - 1615) und der glänzenden Edo-Periode (1615 - 1868). H. Koetsu, T. Sotatsu, Ogata Korin, Ogata Kenzan und S. Hoitsu waren die wichtigsten Maler.
Bei den Kompositionen eines Ikebana geht man von den wichtigsten Formen der Rimpa-Malerei aus:
Chin. Rundfächer (Uchiwa), jap. Faltfächer (Sensu), 6teilige Wandschirme/Stellschirme (Byobu), Schiebetüren (Fusuma) mit je 2 Türen links und rechts.
Gearbeitet wird in langen rechteckigen oder fächerförmigen Gefäßen, die den Effekt der Schiebetüren, Wandschirme oder Fächer wiedergeben.
Wichtige Kriterien:
Längster Zweig oder Blume ca. 1 x Schalengröße - Blumen sollten voll erblüht sein - nur Materialien, die in den Gemälden vorkommen - wenig Tiefe - Bewegung nach rechts und links - Stellung der Zweige beachten - Betonen und Auslassen des Materials ist wichtig - Proportionen des Materials im Verhältnis z. B. 50 - 30 - 20.
Die erste Rimpa-Demonstration von Frau Schubert wurde einem Fächer nachempfunden.
So vorbereitet und hoch motiviert, gestalteten wir mit Lilien, Chrysanthemen, Miscanthus und Viburnum in fächerförmigen Schalen unsere Rimpa-Anordnung, unterstützt von der ruhigen und erklärenden Hilfe Frau Schuberts.
Gestärkt durch ein Mittagessen ging es am Nachmittag mit der 2. Rimpa-Anordnung, jetzt einem Wandschirm nachempfunden, weiter. Auch hier folgte auf die einführende Erklärung eine eindrucksvolle Demonstration, jetzt in zwei Schalen. Der Schwerpunkt war in diesem Kompositionsschema der Kreis als sich wiederholendes Element.
Hahnenkamm, Sonnenblumen, Chrysanthemen, Anemonen, Rittersporn, Enzian, Ahorn, Hosta und Miscanthus standen für diese Anordnung zur Verfügung.
Nach konzentrierter Arbeit waren viele schöne, ausdrucksvolle Rimpa-Arrangements entstanden .
Mit viel Geduld, großer Sorgfalt und nicht müde werdend, vermittelte uns Frau Schubert bei der Korrektur weitere wichtige Punkte, die beim Rimpa-Arrangement zu beachten sind.
Ein herzlicher Dank an Renate Schubert für diesen inhaltsvollen, bereichernden Tag, auch an das Ehepaar Krause für die Organisation und das hervorragende Material.
Elisabeth Flörcken