Seminar mit G. Vervoort, 2011

Seminar mit Greta Vervoort

12./13. März 2011


Vom Narabu zum Rimpa


Wieder einmal ein Ikebana-Seminar! Die Freude darauf ist immer groß, besonders wenn hochrangige internationale Vertreter der Ohara-Schule nach Leer kommen.

Hannelore Krause, Leiterin der Ohara-Studiogruppe Nordwestdeutschland, hatte Greta Vervoort, Präsidentin der European Ohara Teacher Association (EOTA), für die Gestaltung des Seminars gewonnen.


Überschattet wurde das Seminar allerdings von den Nachrichten über Erdbeben und Tsunamie in Nord-Japan von nicht absehbarem Ausmaß. Wie schnell kommt es im Leben zu unwiederbringlichen Veränderungen! Und über welche Kräfte verfügt die Natur!


Natur ist aber auch ein wesentliches Kriterium bei der Gestaltung von Ikebana. Es hält dazu an, sich über Natur und Technik Gedanken zu machen.

Greta Vervoort hat 1978 mit dem Studium des Ikebanas der Ohara-Schule begonnen und sich aber auch einige Jahre mit dem Ikebana der Ikenobo-Schule befasst. Sie ist Gründungsmitglied des Ohara Chapters Belgium sowie des Hana Chapters of Belgium von Ikebana International. 2009 hat sie die Präsidentschaft von EOTA übernommen. Aus ihrem umfangreichen Wissen hat sie uns die Gestaltung eines Narabus (Einreihenform) und eines Rimpas näher gebracht.

Narabu gehört zum Hana-isho. Es ist ein modernes Arrangement, bei dem das Design mit Blumen im Vordergrund steht. Farben und Farbkombinationen des Blumen- bzw. Pflanzenmaterials stellen einen Kernpunkt der Anordnung dar. Die Hauptlinien shushi, fukushi und kyakushi werden in einer Reihe angeordnet, die gesamte Anordnung nimmt die Form einer Ellipse auf. Bei diesem Arrangement wurden die drei Hauptlinien durch Mohn gezeichnet. Die einzelnen Stiele wiesen dabei die unterschiedlichsten Krümmungen auf. Die Knospen waren unterschiedlich weit geöffnet. Sie setzten effektvolle orange Farbtupfer und schienen im angeregten Gedankenaustausch mit ihren Nachbarn zu stehen. Wachsblumen mit zarten weißen Blütchen waren ein ideales Material, die Hauptlinien miteinander zu verbinden. Zudem wurde durch sie die orange Farbe des Mohns intensiviert. Mit Asparagus wurde das Basisgrün eindrucksvoll illustriert. Alle Anordnungen wirkten nach Gretas einfühlsamer Korrektur leicht. Sie strahlten Harmonie und Wärme aus. Das konnte man in diesen Tagen gut gebrauchen.

Im Weiteren wurde mit Forsythie, Kamelie und Pflaumen- bzw. Kirschzweigen ein Rimpa in Fächerform arrangiert. Dieses Ikebana-Arrangement wurde durch den 3. Headmaster der Ohara-Schule, Houn Ohara, auf der Basis der Rimpa-Malschule eingeführt.

Will man ein Rimpa-Arrangement gestalten, so muss man mit der Rimpa-Malerei vertraut sein und gute Kenntnisse darüber haben. Es ist keine naturhafte Darstellung, sondern es handelt sich auch hier um Design. Die Hauptlinien shushi, fukushi und kyakushi treten nicht auf. Das Rimpa-Arrangement ist eine freie Anordnung, bei der verschiedene Gruppen ohne Anfang und Ende gearbeitet werden. Übersteigerungen und Reduzierungen sowie Leerräume sind wichtige Gestaltungselemente. Außerdem spielen Farben und perfektes Material eine bedeutende Rolle. Damit zeigen sich einige Unterschiede zur Einreihenform auf, denn auch das Rimpa ist eine lineare Anordnung ohne viel Tiefe.

Die Unterschiede zwischen Rimpa und Narabu ließen sich nach diesem Arbeitstag klar benennen. Greta Vervoort ist mit uns in ihrer bescheidenen, stillen Art ein Stück auf dem Blumenweg gegangen und hat uns die Schönheit von Blumen bzw. Pflanzen gezeigt. Danke.

Aber nicht minderen Dank auch an Hannelore und Enno Krause für ihren unschätzbaren Einsatz, damit dieses Seminar stattfinden konnte.

Kein Mensch ist zu sehen,

im Frühling, wie hinterm Spiegel

die Pflaumenblüte

Matsuo Basho

Und wird nicht eine Blüte in düsterer Umgebung zum Lichtblick und zur Hoffnung?

Dr. Bärbel Hollmann