STUDIOGRUPPE-NORDWESTDEUTSCHLAND der OHARA-IKEBANA-SCHULE
Diva und „gepflegte“ Tradition
Bericht über das Seminar der Ohara-Studiogruppe-Nordwestdeutschland mit Gisela Leuther am 14. 3. 2009 in Leer.
Anders konnte es auch nicht sein! Mit hoher Erwartungshaltung hatte ich mich als eine von 17 Teilnehmerinnen der Gruppe A (Lehrer und Meister) für dieses Seminar unter der Leitung von Frau Leuther angemeldet, denn ich wusste aus früheren Begegnungen von ihrer Kompetenz - und ihr Programm war reizvoll:
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ein freies Arrangement nur mit Kamelien in einer Schale
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ein Landschaftsarrangement in der Traditionellen Methode.
Besonders die erste Arbeit hatte es mir angetan. Kamelien!!! Nur Kamelien!!! Bisher hatte ich nur vereinzelt Blüten in Heika-Arrangements verwendet, und zwar eher aus „Mangel an Masse“, denn wer hat schon hier in Norddeutschland dieses Material üppig zur Verfügung! Frau Leuther brachte das Kunststück fertig, für jede Teilnehmerin (aus ihrem Garten!) in ausreichender Menge Kamelienzweige mit schönen Linien mitzubringen und entschuldigte sich auch noch dafür, dass sie wegen der ungünstigen Witterungsbedingungen einige Blüten zukaufen musste. Ihr hat beim Schneiden nicht „das Herz geblutet“, obwohl in ihrem kurzen Vortrag über Kamelien ihre über Jahrzehnte erworbene Liebe zu dieser Pflanze deutlich wurde.
Zur Veranschaulichung des freien Gestaltens eines Arrangements mit nur einem Material erhielten wir zwei Demonstrationen:
eine Arbeit nur mit kleinblütiger Calla in zwei voreinander gestellten modernen bogenförmigen Gefäßen und eine mit roter und
weißer Quitte, die in einer länglichen Glasschale
arrangiert wurden.
Methodisch geschickt hat Frau Leuther uns daran
die Beziehung von Material und Gefäß, die Elemente Form,
Farbe, Linie, Masse und die Bedeutung der Jahreszeit aufgezeigt.
Schon diese Arrangements begeisterten! Dann durften wir selber unsere
Kamelien mit Respekt und meditativ Blatt für Blatt und Linie für
Linie bearbeiten.
Die
Ergebnisse konnten sich – auch dank der sorgfältigen und
geduldigen Korrektur von Frau Leuther - sehen lassen und stellten uns
überaus zufrieden. Der Vergleich der Wirkungsweise von Schalen
bei einzelnen Arbeiten vervollständigte das Lernprogramm. Der
Lernzuwachs war enorm!
Dann kam für mich ein Höhepunkt, unerwartet!
Frau
Leuther versammelte uns hinter sich und bearbeitete vorher
angeordnete unbearbeitete Kamelienzweige, indem sie jedem Blatt
Spielraum ließ, seine Bewegung beachtete, Durchblicke schaffte
und Linien herausarbeitete. Dies geschah alles so geruhsam, dass wir
Gelegenheit hatten, für uns mitentscheiden zu können, ob
wir ebenso geschnitten hätten. Jetzt standen wunderbar
bearbeitete Zweige in diesem Arrangement, denen eine „blühende
Diva“ hinzugefügt wurde. Dann wurde ein „Geheimnis“
gelüftet: Es sollte ein Arrangement mit 19 ½ oder 17 ½
Blättern entstehen. Wir zählten nach. Das Ergebnis sprach
für 17 ½ Blätter. Vor uns stand ein Arrangement,
dessen Entstehung ich mit sprachloser Freude begleitet habe. Alle
waren begeistert!
Für das Traditionelle Landschafts-Arrangement brachten wir alle gute Vorkenntnisse mit, die Frau Leuther mit Erklärungen und einem Arbeitsblatt auffrischte.
Trotzdem hatten wir genug
zu tun, bis unser Kirschbaum im Fernblick zufrieden stellend stand.
Auch hier ging es nicht ohne korrigierende Eingriffe ab. Neu war für
die meisten von uns die Arbeit mit Muschelzypresse als Bodenmaterial
in Ermangelung von Lycopodium. Immer wieder erhielten wir auch hier
wertvolle Tipps und Hilfen. Es dauerte geraume Zeit, bis die Schale
mit dem erforderlichen „gepflegten" Untergrund so gefüllt
war, wie es dem Arrangement entspricht, denn Korrektheit im Stil und
in der Untergrundbearbeitung waren zu beachten.
Unsere Energie wurde dank der hervorragenden Organisation durch die Leiterin der Studiogruppe Hannelore Krause bis zum Schluss aufrecht erhalten. Wieder einmal konnten wir in einer angenehmen Räumlichkeit, auf gut ausgestatteten und mit Arbeitspapieren und Material versorgten Plätzen arbeiten. Zudem war für einen von behinderten Schülern hergestellten schmackhaften Mittagsimbiss gesorgt. Welche Planungsarbeit und welcher Einsatz dahinter stehen, zumal, wenn am Folgetag noch eine weitere Gruppe arbeiten soll, kann nur erahnt werden. Dieser Einsatz verlangt Respekt und Anerkennung.
Zum Schluss kann ich stellvertretend für alle Teilnehmerinnen sagen: Wir blicken auf einen anstrengenden, aber sehr erfolgreichen Tag zurück, an dem wir uns in angenehmer Atmosphäre wiedergesehen haben, viel lernen konnten und Freude am erfolgreichen Arbeiten und entspannten Beisammensein hatten.
Ein ganz herzliches Dankeschön an Gisela Leuther, die ihren Garten geplündert und kompetent, unkompliziert, einfühlsam und überzeugend mit uns gearbeitet hat und ein ebenso herzliches Dankeschön an Hannelore Krause, die in bewährter Form uns Ikebana-Süchtigen dies alles ermöglicht hat.
Ich freue mich schon auf das nächste Seminar!
Hannelore Borchers